Sieben Tage nichts essen – warum macht man sowas?
Hast du dich auch schon mal gefragt, wie es wäre, sieben Tage lang nichts zu essen? Kein Frühstück, kein Mittagessen, kein Abendessen – nur Tee, Säfte und Brühe? Klingt verrückt, oder? Und trotzdem hat mich das Thema schon lange fasziniert.
Ich hatte immer wieder von Menschen gehört, die nach einer Fastenkur von mehr Energie, geistiger Klarheit und einem völlig neuen Körpergefühl berichteten. Kann das wirklich sein? Oder fühlt man sich einfach nur schlapp und ausgehungert?
Ich wollte es selbst herausfinden. Also beschloss ich: Ich probiere es aus!
Warum Fasten? Meine Motivation
Es gab drei Gründe, warum ich mich für eine Fastenwoche entschied:
1. Neugierde. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, komplett auf feste Nahrung zu verzichten. Hält man das wirklich durch? Oder wird man von Hungerattacken überrollt?
2. Empfehlung einer Freundin. Sie hatte bereits mehrmals gefastet und war absolut begeistert. Ihre Erzählungen über die positiven Effekte haben mich neugierig gemacht.
3. Erfahrung für meine Kundinnen. Ich werde oft gefragt: "Hast du schon mal gefastet?" oder "Ist Fasten wirklich gesund?" – und ich wollte endlich mitreden können.
Ich entschied mich für eine Woche Heilfasten nach Buchinger im Steinbergerhof in Ruhpolding, organisiert über fastenwanderzentrale.com. Die Kosten für die Woche lagen bei ca. 1000 Euro, inklusive Unterkunft, Verpflegung (bzw. Nicht-Verpflegung 😉), geführter Wanderungen und Fastenbegleitung.
Vom 22. bis 28. Februar sollte ich also die Erfahrung machen, wie es ist, eine Woche lang nichts zu essen – und stattdessen täglich mehrere Stunden zu wandern.
Doch neben diesen persönlichen Gründen interessierte mich noch etwas anderes:
Fasten & Autophagie – Was passiert eigentlich im Körper?
Beim Fasten passiert auf Zellebene etwas Faszinierendes: Die Autopahgie wird aktiviert.
🔬 Autophagie bedeutet "Selbstverdauung - klingt erstmal gruselig, ist aber genial. Der Körper beginnt, alte, defekte Zellbestandteile zu recyceln und dadurch neue Energie zu gewinnen. Dieser Prozess trägt dazu bei, geschädigte Zellen zu reparieren, Entzündungen zu reduzieren und den Körper auf zellulärer Ebene zu erneuern.
⏳ Wann beginnt die Autophagie?
Autophagie setzt etwa nach 14–18 Stunden ohne Nahrung ein – also schon, wenn man mal das Frühstück auslässt oder Intervallfasten macht. Doch beim mehrtägigen Fasten verstärkt sich der Effekt deutlich. Studien zeigen, dass nach 24–48 Stunden Fasten die Zellreinigung auf Hochtouren läuft.
Und das ist nicht der einzige spannende Effekt…
Ketose – Der Stoffwechsel schaltet um
Nach etwa 2 Tagen ohne Nahrung geht der Körper in die Ketose über. Das bedeutet: Er verbrennt nicht mehr hauptsächlich Zucker aus Kohlenhydraten, sondern stellt auf Fettverbrennung um.
🔥 Der Körper nutzt nun seine eigenen Fettreserven als Energiequelle – dabei entstehen sogenannte Ketonkörper. Viele berichten in diesem Zustand von einer klareren mentalen Fokussierung, besserer Stimmung und mehr Energie.
Ich war gespannt: Würde ich diesen „Keto-Schub“ bemerken? Würde sich mein Kopf klarer anfühlen?
Meine Erwartungen – Wie wird das wohl?
Ehrlich gesagt hatte ich keine ganz klare Vorstellung davon, was mich erwartet. Ich fragte mich:
❓ Wird der Hunger unerträglich?
❓ Fühle ich mich schlapp – oder plötzlich voller Energie?
❓ Kann ich wirklich eine Woche ohne Essen auskommen?
Außerdem war ich mir unsicher, wie ich die Gruppe empfinden würde. Vorab hatte ich mir überlegt, viel für mich zu sein, vielleicht alleine Sport zu machen oder mich zurückzuziehen.
Tag 1 – Ankunft & der erste Verzicht
Am Samstag, den 22. Februar, reiste ich nach Ruhpolding. Der Steinbergerhof liegt traumhaft schön auf einer Anhöhe mit Blick auf die Berge – ruhig, idyllisch, perfekt für eine Fastenwoche. Mein Zimmer war hell, hatte einen großen Balkon und strahlte eine angenehme Atmosphäre aus.
Nach einer Vorstellungsrunde in der Fastengruppe planten wir gemeinsam unsere Woche: Massagen, Yoga, Wanderungen – eine Mischung aus Bewegung und Entspannung.
Dann wurde es ernst: Die Darmreinigung stand an.
Ich entschied mich gegen das Glaubern, da nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar von einer Darmreinigung abgeraten wird. Der Grund: Beim Abführen werden nicht nur schädliche, sondern auch wertvolle Darmbakterien herausgespült, die für eine gesunde Verdauung wichtig sind. Stattdessen wählte ich eine sanftere Methode: fermentierte Pflaumen, die die Verdauung auf natürliche Weise anregen sollten.
Die Wirkung? Nun ja… sie blieb erst einmal aus.
Die erste Gemüsebrühe wurde in Stille gegessen – ein ungewohntes, aber bewusstes Erlebnis. Bereits hier wurde mir klar: Fasten ist nicht nur der Verzicht auf Essen, sondern eine ganzheitliche Erfahrung.
Mein tägliches Morgenritual
Jeden Morgen, direkt nach dem Aufstehen, nahm ich mir 30 Minuten für mich:
🧘♀️ Yoga & Stretching, um meinen Körper sanft zu aktivieren.
🧘♀️ Meditation, um ruhig und fokussiert in den Tag zu starten.
Diese Routine half mir unglaublich, mich geerdet zu fühlen und meinem Körper ein kleines, aber wertvolles Signal zu geben: "Alles ist gut. Du brauchst keine Panik haben, nur weil es gerade kein Frühstück gibt."
So sah mein täglicher „Speiseplan“ aus:
☀ Morgens: Eine große Tasse Tee, um den Tag sanft zu starten.
🥕 Mittags: 200 ml frisch gepresster Gemüsesaft - eine kleine Portion, aber ein echtes Highlight.
🍵 Abens: Eine Schüssel heiße Gemüsebrühe, die den Körper wärmte und gleichzeitig minimal Nährstoffe lieferte.
💧 Tagsüber 3-4 Liter Tee, um den Stoffwechsel zu unterstützen und das Hungergefühl in Schach zu halten.
Ich hatte auch meine eigenen Zitronen mitgebracht – frischer Zitronensaft zwischendurch war für mich eine echte Erfrischung und eine angenehme Abwechslung zu dem vielen Tee.

Tag 2–6: Fasten & tägliche Bewegung in der Natur
Die ersten Nächte waren ungewohnt. Ich lag wach, drehte mich hin und her und fragte mich: Warum genau mache ich das nochmal? Doch dann kam der Morgen – und mit ihm eine unerwartete Leichtigkeit.
Trotz fehlender Kalorien waren unsere Tage alles andere als passiv:
Jeden Tag wanderten wir 3–4 Stunden durch die wunderschöne Natur rund um Ruhpolding. Mal durch dichte Wälder, mal hinauf auf Schnee bedeckte Almen. Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, vielleicht alleine Sport zu machen. Doch, tatsächlich genoss ich die Wanderungen in der Gemeinschaft sehr.
Ich erinnere mich an einen Moment, als wir an einer Bäckerei vorbeikamen. Der Duft von frisch gebackenem Brot… nein, eigentlich war es nicht mal der Duft – ich stellte mir den Geschmack einfach nur vor. Wie sich das frische Brot anfühlen würde, wenn man hineinbeißt. Das war ein Moment, in dem mir bewusst wurde, wie sehr Essen auch Kopfsache ist.
Mit jedem Tag wurde ich achtsamer. Ich begann, meinen Körper besser zu spüren und das Essen bewusster wahrzunehmen – selbst den Karottensaft am Nachmittag trank ich langsam und konzentriert.
Doch es gab auch Herausforderungen:
- Kältegefühl & Hunger, besonders nachmittags
- Verdauungsschwierigkeiten
- Kraftlosigkeit – intensiver Sport war undenkbar
Aber auch erste positive Veränderungen zeigten sich: Mein Körper wurde ruhiger, mein Geist klarer. Ich lernte, den Moment zu genießen – besonders bei unseren Wanderungen.
Ein wichtiger Teil des Fastens sind Rituale, die den Körper unterstützen:
✔ Ölziehen & Zungenreinigung zur Entgiftung
✔ Basenfußbäder zur Unterstützung der Säure-Basen-Balance
✔ Leberwickel zur Förderung der Entgiftung
Am letzten Fastentag konnte ich meine Gemüsebrühe wirklich nicht mehr sehen. Zeit fürs Fastenbrechen!
Tag 7 – Fastenbrechen: Ein besonderer Moment
Am Morgen war es soweit: Fastenbrechen mit einem Apfel.
Wir bekamen einen warmen, mit Zimt verfeinerten, Apfel. Wir nahmen uns eine ganze Stunde Zeit, um ihn langsam und bewusst zu essen. Dazu Teller, Messer und Gabel und nahmen uns eine ganze Stunde Zeit, um ihn langsam und bewusst zu essen.
Der erste Biss war ein ganz besonderes Erlebnis – der Geschmack war intensiver als erwartet. Der Apfel war weich und flaumig, die Schale kernig, süß und sauer zugleich. Nach sieben Tagen ohne feste Nahrung war es ein völlig neues Gefühl, wieder etwas zu kauen.
Ich spürte eine Mischung aus Stolz, Erleichterung und Freude, diesen Moment bewusst genießen zu können. Die Woche war eine Herausforderung, aber auch eine wertvolle Erfahrung – und jetzt freute ich mich darauf, wieder langsam zur normalen Ernährung zurückzukehren.
Mein Fazit – Lohnt sich das Fasten?
✨ Ich habe gelernt, bewusst zu essen und jeden Bissen zu genießen.
✨ Ich habe erkannt, dass ich weniger brauche, als ich dachte.
✨ Ich bin stolz, diese Erfahrung gemacht zu haben – und ja, ich würde es wieder tun!
Und du? Vielleicht hast du auch schon mal überlegt zu fasten – oder dich gefragt, ob du es durchhalten würdest.
Trau dich! Es ist eine Reise zu dir selbst – körperlich und mental.
Die Aufbautage – Der sanfte Weg zurück zum Essen
Nach sieben Tagen Fasten einfach wieder „normal“ essen? Keine gute Idee. Der Körper ist es nicht mehr gewohnt, feste Nahrung zu verdauen, und der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Deshalb sind die Aufbautage so wichtig – sie helfen dem Körper, sich langsam und schonend wieder ans Essen zu gewöhnen. Nach einer Woche Flüssignahrung fühlte sich jedes Essen an wie ein kleines Fest. Jeder Bissen hatte Geschmack, jede Textur war spürbar - fast so, als würde man Essen ganz neu entdecken.
Tag 1:
🍏 Frühstück: Warmer Apfel mit Zimt – weich, süß, aromatisch
🥕 Mittag: Geraspelte Karotte mit Zitrone & Apfelessig – frisch und knackig
🥑 Nachmittag: Ein kleines Stück frisches Brot mit Avocado – endlich mal wieder etwas zum Kauen! (Da konnte ich nicht widerstehen)
🥦 Abend: Ofengemüse mit Hüttenkäse & Schnittlauch – leicht, aber sättigend
Tag 2:
🥣 Frühstück: Buchweizenflocken mit Skyr, Chia-, Lein- und Hanfsamen, dazu ein geriebener Apfel – nussig, cremig, fruchtig
🥗 Mittag: Rohkostsalat mit Brokkoli, Pinienkernen, Apfel & Karotten – ein bunter Vitamin-Boost
🎃 Abend: Kürbis und Kartoffeln aus dem Ofen mit Feldsalat – wohltuend und erdend
Ich habe mir bewusst Zeit genommen, jeden bissen langsam zu essen und richtig zu schmecken. Es ist unglaublich, wie intensiv man Essen wahrnimmt, wenn man es nicht mehr als selbstverständlich ansieht.
Und genau das ist für mich der größte Gewinn aus dieser Woche: Mehr Bewusstsein. Mehr Achtsamkeit. Mehr Genuss.